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                            Praxis Dr. med. Dr. paed. Dietger Heitele                   

 

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Warum es heute in Hamburg nicht mehr möglich ist,guten Gewissens eine naturheilkundliche Kassenpraxis zu führen   Stand 2001  (eine auf den Teuro zugeschnittene Fassung wird vorbereitet)

Ich hatte 13 Jahre lang eine blühende naturheilkundlich-homöopathische Praxis. Durch den Einfluß der Politik , der Sozialgerichte und auch durch Patientenverhalten mußte ich so wie meine Kollegen erkennen, daß eine solche Praxis ein Pleitebetrieb wird.

Eigentlich fing es 1996 an. Die Kassen kamen plötzlich auf den Gedanken, bei den Ärzten die Fallzahlen einzufrieren. D.h. wenn jemand bisher 500 Patienten hatte, durfte er beim Anwachsen der Patientenzahl im nächsten Jahr auf 550 diese behandeln, aber die 50 extra im wesentlichen ohne Honorar. Wer kommt auf einen solchen Schwachsinn, offenbar doch die Ärzte, die schon genügend Patienten haben und es den neuen Kollegen schwer machen wollen?

Dann kam eine ganz besondere Abrechnungregel. Bei der ersten Arzt - Patientenbegegnung im Quartal durfte nach dem Willen der Kassen kein Beratungsgespräch stattfinden, es durfte zwar schon, aber umsonst.   Wer denkt sich so etwas aus ?

Dann kam die Budgetierung. Es wurde nur noch ein Kopfgeld pro Patient bezahlt, etwa für Mitglieder ca. 60 DM alle drei Monate, im wesentlichen unabhängig von den   Leistungen. In diesen 60 DM sind vertragsgemäß enthalten: Beratungen, Gespräche, Hausbesuche, Labor, EKG, Schriftwechsel, nächtlicher Bereitschaftsdienst ....etc...etc...   Nun ist die Gesprächsleistung, das ganzheitliche Vorgehen bei Patienten in naturheilkundlichen Praxen besonders wichtig. Das kostet viel Zeit, die nicht mehr bezahlt wurde. Die Krankenkassen legten zwar Wert darauf, daß die Ärzte Naturheilkunde anbieten, aber bitte schön nur als kostenlose Zugabe.

Damit die Ärzte nicht zum Nachdenken kamen, gab es eine Menge neuer Auflagen für Arztpraxen von Sozialräumen, getrennten Toiletten, gewerbeamtliche Auflagen, arbeitsschutzrechtliche Begehungen, arbeitsmedizinische Untersuchungen, tausend neue Formulare, die im nächsten Jahr eingestampft oder ersetzt wurden. Und das alles für Kleinstbetriebe.

Sozialgerichte waren immer auf Seiten der Krankenkassen. Ärzte, die speziell in Homöopathie ausgebildet waren, wurden von Gerichts wegen verpflichtet, die sogenannte große Homöopathie, die in einer unter Umständen Stunden dauernden Aufnahme der Krankengeschichte besteht, umsonst anzubieten.

Andere Sozialgerichte verboten den Ärzten, Patienten auf solche Mißstände hinzuweisen.

Patienten wurde von den Krankenkassen immer wieder vermittelt, daß sie freie Arztauswahl haben. Das ist ein sehr wichtiges Gut, produziert aber auch immer wieder Sumpfblüten. Ich habe es immer wieder erlebt, daß Patienten ohne Überweisung wegen Husten direkt zum HNO Arzt oder gleich zum Lungenarzt gingen. Zurück, kam es schon mal vor, daß sie sich die verordneten Medikamente anschauten, sie nicht nehmen wollten und dann erst zu mir kamen mit der Frage einer naturheilkundlichen Alternative. Was wird da Geld verschwendet? Schlimmer ist, manche waren zweifach mit Antibiotica eingedeckt, weil kein Arzt vom andern wußte, manche hatten zusätzlich vom Zahnarzt ein Antibioticum, weil der einen entzündeten Zahn ziehen wollte. Manche dieser Patienten kommen auch erst zwei Wochen später wegen antibioticainduziertem Durchfall. Meist fragte ich zwar nach solchen Dingen, aber manchmal wird es auch vergessen. All dies könnte vermieden werden durch einen Medikamentenpaß oder konsequente Arztvernetzung. Da sind aber wieder die deutschen Datenschützer dagegen. Irgendwie ist es zum Verzweifeln.

Es ist ein Märchen, daß schulmedizinische Medikamente teuer und naturheilkundliche Medikamente billig sind. Eine einfache Penicillinpackung kostet etwa 7 DM. Mit mehreren dieser billigen Medikamente läßt sich leicht der Darm ruinieren oder Allergien züchten. Konsequent anschließend den Darm naturheilkundlich zu behandeln kostet Hunderte von DM, die natürlich dann dem Naturheilarzt zur Budgetlast fallen.

Um eine Kassenpraxis gewinnbringend aufrecht zu erhalten müssen Basisärzte folgende Strategie einschlagen: beim Erstkontakt gibt man sich noch recht viel Mühe. Das ist zwar defizitär, weil die Kasse für drei Monate bei Mitgliedern ca. 60 DM bezahlt, egal wie sich der Doktor engagiert. In diesem Betrag sind enthalten: Beratungen, Untersuchungen, Labor, Blutabnahmen, Lungenfunktion, kostenlose Hotline, an mehreren Nächten der Woche Rufbereitschaft rund um die Uhr usw. usw.  Für 60 DM  3 Monate unbegrenzte Betreuung und reparaturen, bei welchem Handwerker gibt es das?    Egal.  Damit der Patient aber auch im nächsten Quartal wieder kommt, denn erst dann gibt es wieder Geld von den Kassen, gibt es die folgenden Möglichkeiten:

Es wird irgendeine wenig Zeit kostende Nachuntersuchung angeordnet. Gut geht das bei Kieferorthopäden , überhaupt bei Fachärzten. Basisärzte müssen da meist zu dem Werkzeug der medikamentösen Patientenbindung greifen. Auf Grund eines festgestellten Hochdrucks, Cholesterinstörung, Schilddrüsenstörung etc... etc... wird irgendein Medikament verordnet, das genau drei Monate reicht, damit der Patient dann auch tatsächlich jedes Quartal kommt und das "Kopfgeld" in Gestalt der Chipkarte mitbringt.Die Pharmaindustrie freut sich.

Naturheilärzte können so etwas schlecht machen, weil sie dann gegen ihre eigenen Prinnzipien verstoßen, nämlich Medikamente so wenig wie möglich, Anstoßen der Selbstheilungskraft so viel wie möglich. Zudem ist naturheilkundliches Vorgehen zeitraubend. Oft geht es dem Patienten nach Behandlung besser und er kommt nicht mehr. Warum sollte er auch, wenn es ihm gut geht? Leider sind damit in einer Naturheilpraxis sehr viele Patienten defizitär und laugen die Praxis aus. Es werden zwar von den Patienten viele Empfehlungen ausgesprochen, es kommen viele neue Patienten, sie kosten viel Zeit und Aufwand, wenn es ihnen besser geht, kommen sie aber  nicht mehr. Ideal wäre es für Naturheilpraxen, wenn sie nach dem chinesischen System bezahlt würden. In China bekam ein Arzt so lange Honorar, so lange der Patient gesund blieb.

Speziell in Hamburg - Bergedorf habe ich es leider oft erlebt, daß Patienten hauptsächlich auf den Preis der Medikamente schauen. Was teuer ist, muß gut sein, was billig ist, kann nichts taugen. Viele Apotheker unterstützten diese Mentalität. Das ist nur in seltenen Fällen richtig, z.B. bei Viagra, zu dem es keine billige und keine naturheilkundliche Alternative gibt. Es gibt aber viele Krankheiten, bei denen es anders ist. Z.B. kann ein Naturheilarzt eine Gürtelrose mit 20 DM  homöopathischer Tropfen ausheilen, er kann sie auch schulmedizinisch für mehrere Hundert DM behandeln.

Viele Patienten sind heute einfach übersäuert. Ihnen hilft auf die Dauer z.B. Bullrichs Vital, das es für 10 - 12 DM in jeder Drogerie gibt. Manche Patienten bräuchten einfach ein paar Vitamine.  Es ist nicht meine Schuld, daß diese Stoffe so wie viele naturheilkundliche Medikamente nicht verordnungsfähig sind. Die Diskussion mit Patienten über diesen Sachverhalt, vor allem auf dem Hintergrund daß die Kassen dem Patienten gegenüber sagen: "Ihr Arzt kann verordnen, was er für richtig hält...."   ist schlichtweg unerquicklich.

Die Gesundheitspolitik ist ein einziges Desaster. In der Rot Grünen Regierungsperiode haben sich die Medikamentenausgaben von 13.70 Milliarden DM bis 2001 mit 22.4 Mrd DM fast verdoppelt (Quelle Hamburger Abendblatt Donnerstag den 4.7.2002). Das ist kein Wunder, da die grünen Proporzministerinnen Fischer und Schmidt leider keine Sachkenntnisse haben und sich auf ihre hochbezahlten Ministerialreferenten verlassen, die genauso wenig Sachkenntnis haben, wie es an der Basis zugeht. Man kann Gesundheitspolitik nicht vom grünen Tisch aus machen oder sich mehrmals im Jahr mit Standesvertretern zusammen setzen, die von ihren Tantiemen leben, aber nicht von den Erträgen ihrer Arztpraxen.

Ich habe immer wieder versucht auf politischer Ebene ins Gespräch zu kommen, habe Zeitungen wie das Hamburger Abendblatt, Bild, Stern angeschrieben, vor kurzem auch den ehemaligen Gesundheitsminister H. Seehofer.  An den Antworten, die aus Textbausteinen zusammengesetzte Serienbriefe darstellen, war klar zu erkennen, daß meine Zuschriften nicht einmal gelesen wurden.

Das alles macht auch Ärzte krank.  Ich mußte meine Konsequenzen ziehen und die kassenärztliche Naturheilpraxis aufgeben, da es auch nicht mehr möglich war, auf Grund der Honorarverteilung in einer Praxis sowohl Hausarztmedizin als auch Psychotherapie durch zu führen. . Glücklicherweise habe ich mit Psychotherapie eine Doppelqualifikation. Viele Kollegen müssen ausharren bis zum bitteren Ende, und die Katastrophe im deutschen Gesundheitssystem wird kommen.

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Fortsetzung folgt.