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Merkblatt zur Psychotherapie für Privatversicherte und
Beihilfeberechtigte
Als Versicherter einer Privatversicherung
oder Beihilfe haben Sie dem Grunde nach Anspruch auf psychotherapeutische Behandlung bei
bestimmten Krankheitsbildern psychischer oder psychosomatischer Natur z.B. Depressionen,
Angstneurosen, Herzneurosen, Magengeschwüre oder Kopfschmerzen psychischer Herkunft ,
Sexualproblemen u.a. Sie stehen nun einem Heer von Anbietern gegenüber, die wir der Reihe
nach kurz behandeln. Wenn Ihnen die Kostenerstattung egal ist, können Sie einen großen
Teil der nächsten Zeilen überlesen.
Zur Behandlung sind
zugelassen Ärzte oder Diplompsychologen mit bestimmter psychotherapeutischer
Zusatzausbildung. Ein medizinisches Staatsexamen oder ein Diplom in Psychologie allein
sind nicht ausreichend, obwohl sich faktisch viele Therapeuten ohne Ausbildung
psychotherapeutisch betätigen. Bei Ärzten ist die Zusatzbezeichnung Psychotherapie oder
Psychoanalyse maßgebend, bei Psychologen zumindest die Zusatzbezeichnung
"Klinische(r) Psycholog(e)(in)". Zu Lasten der Privatversicherung oder der
Beihilfe können Sie sich behandeln lassen, wenn der Therapeut Arzt mit der obigen
Zusatzbezeichnung ist oder aber bei den gesetzlichen Kassen zugelassen Diplompsychologe
ist. Inzwischen ist das Hauptkriterium die Zulassung bei der Ärztekammer. Manche
Privatversicherungen, nicht die Beihilfe akzeptieren auch nicht zugelassene Dipl.
Psychologen.
Wie kommen Sie nun an einen Therapeuten ?
Die erste Anlaufstation, auch wenn dies
inzwischen als unmodern gilt, ist am besten der Hausarzt. Wenn der Ihnen allerdings ohne
viel Worte zu verlieren, eine Überweisung zum Neurologen in die Hand drückt, sollten Sie
entweder den Hausarzt wechseln oder sich selber auf die Suche begeben.
Im nächsten Schritt sollten Sie sich im Freundeskreis diskret
umhören. Sie werden erstaunt darüber sein, wieviele Ihrer Bekannten schon
psychotherapeutische Erfahrungen gemacht haben, wovon Sie bisher aus diversen Gründen
nichts wußten. Es ist eben bisher nur in Amerika ein eher positives Zeichen, wenn jemand
seinen Psychotherapeuten hat. Zwar ist, wie prominente Beispiele zeigen, z.B. Woody Allen,
so mancher trotz jahrzehntelanger Therapie nicht ganz von seinen Macken geheilt worden,
andererseits , was wäre sonst noch alles wohl passiert, wenn die Therapie nicht
wenigstens teilweise gegriffen hätte.
Wenn Sie hier nicht fündig werden, können Sie einen Bekannten
zu dessen Vertragskasse schicken und sich das aktuelle Therapeutenverzeichnis mitbringen
lassen. Leider sind derzeit auf Grund der Gesetzesänderungen die Kassen trotz unglaublich
gestiegener Personalkosten oft noch nicht einmal imstande, ein Verzeichnis auszuhändigen.
Im Internet gibt es inzwischen zahllose Suchdienste zu
Psychotherapeuten. Auf Nummer sicher gehen Sie , wenn Sie in Hamburg auf die KVHH
Arztsuche gehen. Alle Kollegen/-innen, die hier auf geführt sind, werden von der
Beihilfe und PKV anerkannt im Gegensatz zu einigen KollegInnen, die Sie über die Webseite
Therapie vielleicht finden. Ein anderer Schritt kann
ein Blick in die Gelben Seiten sein. Hier ist allerdings ein unglaubliches Angebot, wo es
selbst Fachleuten schwer fällt, den Spreu vom Weizen zu trennen.
Der Begriff "Therapeut" ist nicht geschützt. Sie
können jederzeit nach dem Motto: "Wenn schon reden, dann will ich daran verdienen
und nicht dafür bezahlen...", selber ein Praxisschild kaufen, auf dem Sie sich zum
Therapeuten für Eheprobleme, Lebensberatung etc. ernennen und nun auf Kundschaft warten.
Viele Psychologen, Ärzte. Heilpraktiker haben noch nie eine Psychosomatische Klinik in
der Ausbildung von innen gesehen, zum Teil selber keine Lehranalyse gemacht. Ein bißchen
formale Sicherheit gibt eigentlich nur das Vorliegen der Facharztbezeichnung
"Psychotherapeutische Medizin" und/oder die Zusatzbezeichnung Psychoanalyse auf
der einen Seite, oder das Vorliegen der Kassenzulassung, da die Kassen aus verständlichen
Gründen auf Qualitätskontrolle achten. Insofern nehmen Sie sich die gelben Seiten zur
Hand und gehen sie einfach mal durch.
Hier stoßen Sie auf folgende Rubriken:
1. Ärzte - Neurologie 2. Ärzte - Psychiatrie 3. Ärzte -
Psychotherapeutische Medizin oder Ärzte - Psychotherapie oder Ärzte - Psychoanalyse 4.
Psychologische Beratung 5. Psychotherapie 6. Psychologen
Zu 1. Diese Ärzte sind primär für neurologische Krankheiten
wie z.B. Multiple Sklerose ausgebildet und können Ihnen wenig helfen, es sei denn sie
hätten eine psychotherapeutische Ausbildung, was durch die Zusatzbezeichnung
Psychotherapie oder Psychoanalyse ausgedrückt wird.
zu 2. Diese Ärzte sind vorwiegend für psychiatrische
Krankheiten wie Schizophrenie oder endogene Depressionen ausgebildet. Für sie gilt
dasselbe wie unter 1.
zu 3. Diese Ärzte sind prinzipiell für Ihr Anliegen
zuständig. Hier gibt es auch keine Schwierigkeiten mit der Kostenerstattung.
zu 4. 5. 6. Hier sind diverse Anbieter aufgeführt, die sich
für psychologische Beratung oder Therapie kompetent halten. Ob sie zuständig und
qualifiziert für Ihr Anliegen oder von Ihrer Kasse zugelassen sind, müßten Sie durch
Nachfrage beim Anbieter klären
Da ich mich der tiefenpsychologisch fundierten Psychotherapie
verschrieben habe, bin ich der subjektiven Meinung, daß Sie bei den Therapeuten unter 3.
(Psychotherapeutische Medizin) als Anlaufstation das geringste fachliche und finanzielle
Risiko eingehen. Praktisch alle diese Kollegen/innen arbeiten tiefenpsychologisch
fundiert, haben nach den Zulassungsbedingungen eine 5 jährige Zusatzausbildung nach dem
medizinischen Staatsexamen und sind alle bei den Privatkassen und der Beihilfe
zugelassen. Unter den Psychologen gibt es selbstverständlich auch hervorragende
Kollegen, nur hier müssen Sie eben nachfragen, weil viele von Ihnen Verhaltenstherapie
machen und/oder bei Privatkassen nicht zugelassen sind.
Eine geographische Vorauswahl könnte zunächst nützlich sein.
Wenn Sie in Wedel wohnen und in Elmshorn arbeiten, sollten Sie nicht gerade einen
Therapeuten in Bergedorf aussuchen, es sei denn, der hätte ganz besondere Qualitäten.
Andererseits kann es wiederum sinnvoll sein, einen weiter entfernteren Therapeuten
aufzusuchen, wenn Sie sich damit eine Stunde Parkplatzsuche ersparen können. Immer daran
denken, Therapie ist eine Sache, die sich über Jahre hinwegzieht. Sie haben nun eine
Vorauswahl getroffen und greifen nun zum Telefon. Bei den gemischt tätigen Ärzten (z.B.
Allgemeinmedizin + Psychotherapie) machen Sie am besten einen Sprechstundentermin. Das ist
so schön unverbindlich und machte es beiden Seiten leicht, sich ohne Gesichtsverlust nie
wieder zu sehen, wenn sie sich aus irgendwelchen Gründen nicht verstehen. Für eine
fortlaufende Therapie sind allerdings diese Ärzte oft ausgebucht, da sie noch eine
normale Praxis haben (z.B. Allgemeinmedizin, Psychiatrie). Aber vielleicht können sie
Ihnen immerhin bei den Fragen Auskunft geben, die wegen Platzmangel in diesem Infoblatt
nicht unterzubringen waren oder Ihnen einen Tip geben. Bei den Psychologen oder Ärzten,
die sich rein psychotherapeutisch betätigen, ist meist der Anrufbeantworter
eingeschaltet, auf dem eine telefonische Sprechstunde angegeben ist. Oft lohnt es sich,
kurz vor der vollen Stunde oder kurz nach der vollen Stunde (d.h. 10 h, 11h, 12 h etc.)
anzurufen, die Chance, dann ein lebendiges Gegenüber zu haben statt eines
Anrufbeantworters , sind dann größer. Die meisten Therapeuten haben mehr oder weniger
lange Wartezeiten. Da die Woche nun mal nur vierzig Stunden hat, passen in dieses Raster
nur 20 - 40 Patienten und frei wird ein Platz erst, wenn ein anderer Patient geht.
Deswegen sind die sogenannten Schokoladenstunden ab 16h nachmittags meist ausgebucht, weil
auch Therapeuten es schätzen, zur selben Zeit wie die Patienten Feierabend zu haben.
Chancenträchtiger sind dann oft die Stunden 9-10, 10-11 und 11-12 h. Zur Überbrückung,
wenn Sie meinen, daß Ihre Problematik hochdringlich sei, gibt es nur die Möglichkeit
sich Medikamente zu bedienen, oder die Hilfe ihres Hausarztes, eines psychiatrischen
Arztes oder der psychiatrischen Ambulanz in Anspruch zu nehmen. Ggf. ist dann auch ein
stationärer Aufenthalt in einer psychosomatischen oder psychiatrischen Klinik nötig.
Bevor Sie den Termin fest machen, sollten Sie sich noch
erkundigen, ob der Therapeut eine Zulassung hat und welche Therapieverfahren er
praktiziert. Bezahlt werden in jedem Falle drei Therapieformen, dies sind analytische Therapie, tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie und
Verhaltenstherapie. Man mag darüber spekulieren ob nicht auch
Gestalttherapie, Psychodrama, Neurolinguistisches Programmieren, Gesprächstherapie,
Familientherapie, Urschreitherapie, Regenschirmtherapie und Kuscheltherapie (die letzten
beiden gibt es noch nicht, werden aber sicherlich demnächst in der Presse initiiert) die
Kassenerstattung verdienen. Nur es ist eben derzeit so, und wenn Sie diese Therapien
machen wollen, geht es nur auf eigene Rechnung. Wenn Sie auf den Kosten nicht sitzen
bleiben wollen, haben Sie nur die Auswahl unter diesen dreien. ( Eine andere Frage ist
natürlich, was der Therapeut in seinen Räumen wirklich macht und was er formal vorgibt
zu machen.) Die Unterschiede in diesem Merkblatt herauszuschälen, überfordert mich.
Entsprechende Internetseiten sind in Vorbereitung. Deswegen fragen Sie am besten bei Ihrem
Hausarzt oder bei der ersten Therapiestunde nach oder rufen mich an.
Um es noch einmal zu sagen: Grundsätzlich klärungsbedürftig
zur Erstattung sind wie oben schon erwähnt Therapieverfahren wie Bioenergetik,
Gestalttherapie, Gesprächstherapie, Paartherapie (leider!). Wichtig ist auch ein Blick in
die Police, ob Psychotherapie überhaupt Leistung ist, und wie viele Stunden akzeptiert
werden, wie hoch ist der Eigenanteil etc. Über die Beihilfe gibt es normalerweise keine
Schwierigkeiten. Hypnose gehört im engeren Sinne nicht zur Psychotherapie, obwohl sie
durchaus ebenfalls seelische Leiden lindern kann. Prinzipiell ist sie auch eine
erstattungsfähige Leistung, allerdings liegt die Schwierigkeit darin einen Therapeuten zu
finden. Da die Kassen pro Hypnose nur ca 30 EU bezahlen, ist es schwer vorstellbar, daß
ein Arzt diese Leistung für diesen Preis anbieten kann. Autogenes Training, obwohl oft
empfohlen, kommt im allgemeinen nicht in Frage. Der gesunde Menschenverstand sagt einem,
daß für jemanden, der innerlich völlig aufgewühlt ist, Formulierungen des klassischen
AT wie " Ich bin ganz ruhig, mein Herz schlägt ruhig und regelmäßig..."
irgednwie nicht passen.
Sie haben also nun den Termin für die erste Stunde, die wie in
der Fahrschule nur 5o Minuten dauert. Die restlichen 10 Minuten braucht Ihr Therapeut,
bevor der nächste Patient kommt, um sich Gedanken über Sie zu machen, ein Telefonat mit
einem andern Patienten zu führen, der einen Termin will, frustiert ein Brötchen zu
kauen, eine Zigarette zu rauchen oder...oder....
Sie fragen sich nun nach der Stunde, ob Sie am richtigen Platz
sind. Dafür gibt es wenige Hilfestellungen zur Entscheidung:
Positiv ist, wenn Sie voll Gelegenheit hatten, Ihr Problem zu
schildern
Positiv ist, wenn Sie trotz evt. Meinungsverschiedenheiten sich
grundsätzlich akzeptiert fühlen
Negativ ist, wenn der Therapeut später angefangen hat, dafür
früher aufgehört hat
Negativ ist, wenn er Ihnen ständig ins Wort gefallen ist und
vielleicht noch über sich erzählt hat
Negativ ist, wenn 45 Minuten von den fünfzig damit verbracht
werden, Ihnen die Regeln zu erklären, z.B. was die Rechtsfolge ist, wenn Sie eine Stunde
unentschuldigt versäumen. Im Zweifelsfalle gehen Sie auf einen zweiten Termin ein.
Eine Art "Psychotherapeutentest" nach Lazarus finden
Sie hier
Unwichtig ist sicher ob er/sie süddeutsch oder norddeutsch
ist, alt oder jung ist, hübsch oder nicht hübsch ist, schließlich wollen Sie ja
arbeiten und sich nicht verlieben.
Ob Sie einen männlichen oder weiblichen Therapeuten nehmen
sollen, ist etwa dieselbe Frage, ob das erste Kind ein Mädchen oder ein Junge sein soll.
Die meisten zukünftigen Eltern sagen dazu: Hauptsache gesund !. Und so sollte es auch
für die anstehende Wahl sein. Auch hinsichtlich anderer Faktoren, dürfte es pari stehen.
Es dürfte genauso viele ausgesprochen mütterliche männliche Therapeuten geben, wie
weibliche Flintenweiber in der Therapie. Die Angst vor Mißbrauch in der Therapie sollte
auch nicht entscheidend sein. Die wenigen Fälle, die es dazu gibt, werden in der Presse
maßlos hochgespielt. Sollte sich so etwas in Ihrer Therapie anbahnen, sprechen Sie am
besten mit Ihrem Hausarzt oder eine(m)r Freund(in) darüber und scheuen Sie sich nicht
Maßnahmen zu ergreifen, um diesen schwarzen Schafen das Handwerk zu legen.
Im übrigen arbeiten inzwischen die meisten Therapeuten
innerhalb eines Praxisteams, z.B. in einer Allgemeinpraxis oder in einer Kinderpraxis oder
in einer Praxis von mhreren Therapeuten/innen. Was soll oder kann da groß passieren?
Viele Patientinnen bevorzugen weibliche Therapeutinnen, weil
sie meinen, dass sie mit Frauen besser über Sexualität und Partnerschaft reden können.
Es sind meistens Frauen, die exakt über diese Themen mit den eigenen männlichen Partnern
nicht reden können. Wenn es so ist, sollten sie sich überlegen, ob die Therapie mit
einem Manne im geschützten Therapieraum nicht Möglichkeiten bietet, die auf der einen
Seite etwas Selbstüberwindung kostet, auf der andern Seite aber großartige andere
Möglichkeiten bietet.
Sicher gibt es auch Fälle, etwa wenn mißbrauchte Frauen
derartig verletzt sind, daß sie die Nähe eines Mannes gar nicht ertragen und dadurch
eine therapeutische Beziehung von Anfang an schwierig oder gar unmöglich wird. Auf der
andern Seite können Mißbrauchsopfer bei einem männlichen Therapeuten durchaus
profitieren.
Ausführlich können Sie sich über die Wahl des
Therapeutengeschlechtes hier informieren.
Nicht ganz so aussagefähig ist es, ob Sie sich nach der Stunde
besser fühlen. Es kann gut tun, wenn der Therapeut/in Ihnen nach dem Mund geredet hat,
sie aufgebaut hat, Ihnen Trost zugesprochen hat, nur davon ändert sich nicht viel, und
Sie wollen ja an sich arbeiten, Sie wollen sich verändern, das tut meist auch ein
bißchen weh.
Zur Vorbereitung der eigentlichen Therapie sind formal oft
5 probatorische Sitzungen vorgesehen, in denen sich Patient und Therapeut klar
werden, ob sie zueinander passen. Das ist von größter Wichtigkeit, da der therapeutische
Prozeß ja oft mehrere Jahre läuft. Es ist besser in diesem Stadium, den Therapeuten zu
wechseln, als eine Therapie durchzuschleppen. Für diese fünf Sitzungen besteht i.a.
Kostengarantie, zumindest bei der Beihilfe und den meisten Privatversicherungen, sofern
Sie aus Kostengründen in der Police Psychotherapie nicht ab gewählt haben. . Es handelt
sich noch nicht um psychotherapeutische Behandlung im engeren Sinne, sondern nur um
Probesitzungen. Danach gibt es unterschiedliche Verfahren. Manche Privatversicherungen
wollen nur eine Mitteilung über den Beginn der Therapie, die Beihilfe und manche
Privatversicherer akzeptieren nur einen chiffrierten Gutachtenbericht, über den ein
anonymer Gutachter befindet und seinerseits wieder ein anonymes Gutachten schreibt. Wenn
er das Therapieziel etc. für gut befindet, kann die Therapie beginnen, im allgemeinen 1 -
2 Stunden/Woche . Die Maximalzahl ist im allgemeinen 100 Stunden (mit Ausnahmen)., oder
250 Stunden bei analytischen Therapien. Tatsächlich ist diese Zahl aber wiederum
limitiert durch die Privatversicherung, welche in den Policen sehr gut versteckt nur 20
oder 30 Psychotherapiesitzungen/Jahr zulassen.
Inzwischen gibt es auch bei der Beihilfe , zumindest in
Hamburg, die Möglichkeit ohne allzu großen Schriftkram zunächst eine Kurzzeittherapie
zu machen, die alle Möglichkeiten offen hält.
Manche Versicherungen haben nur einen Billigtarif vorgesehen.
Während für ärztliche Leistungen im allgemeinen ein Steigerungsfactor von 2.3
vorgesehen ist, sind für psychotherapeutische Leistungen manchmal nur ein Factor von 1.7
vorgesehen, was dann im allgemeinen dem Erstattungsatz, wie er für gesetzlich Versicherte
gilt, entspricht.
Ein Blick in die Police ist hier sehr wichtig. Sie sehen also,
daß das Verfahren sehr kompliziert ist und diverse Barrieren hat, was seinen Grund darin
hat, daß Psychotherapie zu Lasten der Kasse nicht zur Selbsterfahrung oder
Selbstverwirklichung dienen soll, sondern einzig und allein der Heilung oder Linderung
seelischer Leiden. Zum andern aber muß man auch sagen, daß manche große
Privatversicherer , um die Prämien nieder zu halten, in ihren Policen diverse
Beschränkungen einbauen. Wenn die Therapie kostenneutral sein soll, ist es in vielen
Fällen nur möglich alle 14 Tage eine Stunde zu machen. Eine analytische Therapie ist
hierbei kaum vorstellbar, wohl aber gewinnbringend eine tiefenpsychologisch fundierte.
Wenn Sie vor der langen Dauer einer Langzeitpsychotherapie
zurückschrecken, denken Sie immer daran, daß Psychotherapie auch etwas sehr Schönes
sein kann. Immerhin besteht die Chance, daß Sie sich für einen wichtigen Lebensabschnitt
der Hilfe eines anderen Menschen bedienen können, um Ihr eigenes Leben auf Dauer farbiger
und reicher zu gestalten. Daß es dabei nicht immer um Schulterschluß geht und
grenzenloses Verständnis, sondern oft um Abgrenzung und Frustration ist auch klar. Es ist
eben nicht möglich, zu waschen, ohne dabei auch ein bißchen nass zu machen. Inwieweit
eine Therapie erfolgreich ist, hängt zum großen Teil auch von Ihnen ab, inwieweit Sie
bereit sind, Gefühle und Wagnisse zuzulassen. Das beste Tandem kommt nicht vorwärts,
wenn der eine nur Rückwärtsgang und Bremse bedient.
P.s. Dieses Merkblatt wird nach und nach vervollständigt, auch
durch passende Links. Für Anregungen schreiben Sie mir (Email) oder rufen mich an (am
besten in den ersten 10 Minuten nach der vollen Stunde). Was für die Wettervorhersage und
die Lottozahlen gilt, gilt auch hier: es wird keine Gewähr für den Inhalt dieses
Merkblattes gegeben.
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