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Neural, Segment- und Störfeldtherapie
Wörtlich bedeutet Neuraltherapie, die als Oberbegriff auch die Störfeld und
Segmenttherapie beinhaltet, eine "Behandlung über das Nervensystem". Aber diese
Definition trifft nur teilweise zu. Zwar spielt die Beeinflussung von Körperfunktionen
über die Nerven dabei eine wesentliche Rolle, aber Neuraltherapie wirkt noch auf andere
Weise. Genau konnte die Wirkungsweise bisher aber noch nicht aufgeklärt werden. Die
Erfolge dieser Behandlung lassen sich weder ignorieren noch aus dem bloßen Glauben der
Patienten an die Wirkung (Placeboeffekt) erklären. Deshalb wird sie zum Teil auch von der
Schulmedizin praktiziert. Andererseits gibt es Vertreter der Naturheilkunde, die
Neuraltherapie überhaupt nicht den naturgemäßen Heilmethoden zuordnen wollen, weil sie
meist chemische Wirkstoffe verwendet und nicht frei von Risiken ist. Diesen Einwand kann
man nicht ganz von der Hand weisen. Zweifellos führt die Neuraltherapie aber dazu, daß
körpereigene Selbstheilungsregulationen in Gang gebracht und verstärkt werden, was sie
doch den Naturheilverfahren zuordnet. Ein erfahrener Therapeut kennt die möglichen
Risiken und kann sie beherrschen.
Entwicklung der Neuraltherapie
Im weitesten Sinn kann man den russischen Nobelpreisträger lwan P. Pawlow (1849-1936) und
seinen Nachfolger am Allsowjetischen Institut für experimentelle Medizin, den Chirurgen
und Physiologen Alexei D.Speranski (1888-1961), als Vorläufer der Neuraltherapie
bezeichnen. Zwar haben ihre bahnbrechenden Arbeiten direkt nichts mit der Therapie zu tun,
aber sie wiesen in ihren zahlreichen Experimenten die wichtige Bedeutung des Nervensystems
bei Krankheiten nach. Ein weiterer indirekter Vorläufer der Neuraltherapie war der
englische Neurologe Henry Head (1861-1940), der die Schmerzausstrahlung bei Erkrankungen
innerer Organe in bestimmte Hautsegmente feststellte. Die nach ihm benannten Headschen
Zonen ermöglichten erst die Diagnose und Therapie über diese Segmente, die ein wichtiger
Bestandteil der Neuraltherapie sind. Schließlich schuf die Entdeckung des örtlichen
Betäubungsmittels (Lokalanästhetikum) Procain, das 1905 als "Novocain"
eingeführt wurde, eine Grundvoraussetzung für die spätere Neuraltherapie. Bereits 1906
soll der Wiener Hals-Nasen-Ohren-Arzt Dr.Spiess mit "Novocain" eine Therapie
durchgeführt haben, die man aus heutiger Sicht als eine Art Segmenttherapie bezeichnen
kann. Zum Begründer der Neuraltherapie im heutigen Sinn wurde aber der Arzt Ferdinand
Huneke. Dabei kam ihm der Zufall (besser gesagt ein Kunstfehler) zu Hilfe. Er heilte 1926
die Migräne seiner Schwester durch Injektion eines Rheumamittels in die Venen. Hinterher
stellte er fest, daß es sich dabei um ein Medikament mit dem Zusatz von Novocain
handelte, das nur zur Injektion in die Muskulatur bestimmt war. Dadurch gelangte er zu der
Vermutung, daß nicht der antirheumatische Wirkstoff, sondern vor allem das "Novocain
die Heilung bewirkt habe. Spätere Versuche bestärkten ihn in dieser Annahme. Im Jahr
1928 gelangte er wieder zufällig zu einer weiteren wichtigen therapeutischen Erfahrung.
Durch die versehentliche Injektion eines Procainhaltigen Medikaments neben, anstatt in die
Vene erzielte er eine ebenso rasche Wirkung, wie sie nur von der intravenösen Injektion
zu erwarten gewesen wäre. Da es pharmakologisch unvorstellbar ist, eine so schnelle
Wirkung durch die versehentliche falsche Injektion zu erzielen, vermutete Huneke, daß ein
Nervenreiz die rasche Heilung bewirkt haben mußte. Auch diese Theorie bestätigte sich
bei seinen weiteren Versuchen mit Procain, die er nun im Sinne der Segmenttherapie über
den damals bereits bekannten Headschen Zonen vornahm. Im Jahr 1940 erlebte Huneke dann
erstmals das Sekundenphänomen bei einer Patientin, die an einer Kapselentzündung des
rechten Schultergelenks litt. Durch die Umspritzung einer alten Narbe am linken
Unterschenkel mit Procain verschwanden bei der Frau schlagartig die Schulterschmerzen.
Dieses Phänomen ließ sich nicht mehr als Segmenttherapie erklären, sondern machte
Huneke klar, daß er eine "grundsätzliche Neuerkenntnis" vor sich hatte und
einer "bis dahin unbekannten Gesetzmäßigkeit im Bereich des Fokus-
(Herd-)geschehens auf der Spur war". Von nun an setzte er alles daran, um diese
Erfahrungen wissenschaftlich abzusichern, Erklärungen dafür zu finden und Therapien zu
entwickeln, die unter dem Oberbegriff Neuraltherapie zusammengefaßt werden.
Theoretische Grundlagen der Neuraltherapie
Bis heute gelang es nicht, die Neuraltherapie hinreichend zu erklären. Es gibt aber
einige Theorien dazu, die weiterverfolgt werden müssen, damit man besser versteht, wie
Neuraltherapie wirkt. Huneke selbst faßte seine Erkenntnisse in folgenden Grundsätzen
zusammen: Jede chronische Krankheit kann durch ein Störfeld (= Fokus, Krankheitsherd)
verursacht werden, das sich an einer anderen Stelle des Körpers befindet und die
Krankheit (vermutlich) über das Nervensystem sowie durch Streuung von Krankheitsstoffen
hervorruft; der Herd selbst muß keine nennenswerten Beschwerden verursachen. Jede
Körperstelle, die krankhaft verändert ist, kann zum Störfeld werden und krankmachende
Reize in andere Körperregionen aussenden; wie stark der Reiz sein und wie lang er
andauern muß, um eine andere Krankheit zu verursachen, ist individuell unterschiedlich.
Ein Reiz kann zunächst auch nur "schlummern"', bis es zu einer weiteren
Schädigung kommt, nach der die Krankheit dann ausbricht. Eine durch ein Störfeld
ausgelöste Krankheit kann sich verselbständigen, also unabhängig von dem Fokus
fortbestehen und sich verschlimmern; der ursprüngliche Krankheitsherd wird deshalb oft
überhaupt nicht bemerkt, verhindert aber die Ausheilung der anderen Erkrankung. - Die
Injektion von lmpletol (ein von Huneke entwickeltes Medikament aus Procain und Koffein) in
das Störfeld kann, wenn das anatomisch noch möglich ist, den krank machenden Reiz
auslöschen und die dadurch bedingte Krankheit heilen. Dabei kann es zum Sekundenphänomen
mit schlagartiger Heilung kommen, das aber keineswegs immer eintreten muß. (Hier irrte
Huneke insofern, als man Störfelder nicht nur durch Procain, sondern auch durch Injektion
homöopathischer Mittel, ja sogar durch Kochsalz, Wasser oder Luft auslöschen und
Segmente auch durch Massagen und andere Methoden der physikalischen Therapie erfolgreich
beeinflussen kann). Bei den Störfeldern handelt es sich hauptsächlich um chronische,
umschriebene Entzündungsherde, die von der Körperabwehr oder durch Therapie nicht
geheilt werden konnten. Sie werden dann meist abgekapselt, bleiben örtlich begrenzt und
verursachen keine nennenswerten Beschwerden, so daß man sie meist übersieht, wenn man
nicht neuraltherapeutisch diagnostiziert und behandelt. Diese Herde können aber
Krankheitserreger und Giftstoffe in den Körper streuen, die in anderen Regionen neue
Krankheiten hervorrufen und/oder das vegetative Nervensystem stören, das zahlreiche
Körperfunktionen steuert. Am häufigsten findet man solche Störfelder im Kopfbereich,
insbesondere an Zahnwurzeln und Mandeln, teilweise auch in den Nasennebenhöhlen.
Außerdem kommen Störfelder häufiger an den weiblichen Unterleibsorganen und in der
Prostata (vor allem bei Männern ab der Lebensmitte), in der Gallenblase, im Nierenbecken,
manchmal auch an den Herzklappen vor. Außerdem können Venenentzündungen (meist bei
Krampfadern) und alle Narben durch Verletzungen, Operationen oder Impfungen als
Störfelder wirken. Die Segmenttherapie, neben der Störfeldbehandlung die zweite wichtige
Methode der Neuraltherapie, beruht auf der Tatsache, daß der Mensch
entwicklungsgeschichtlich segmental angelegt ist. Die ursprünglichen Muskelsegmente
werden während der weiteren Entwicklung neu angeordnet. Deutlich erhalten bleibt die
segmentale Anlage an der Wirbelsäule und den Rippen. Auch die Nerven, die vom Rückenmark
abgehen oder zu ihm führen, treten streng segmental aus der Wirbelsäule aus oder in sie
ein; an der Körperperipherie läßt sich diese segmentale Anordnung dann wegen der
Verästelungen der Nerven nicht mehr genau erkennen. Jeder Segmentnerv versorgt Muskeln,
Eingeweide und Haut. Deshalb können Schmerzen bei Erkrankungen innerer Organe in das
entsprechende Hautsegment ausstrahlen, in dem sie unter Umständen deutlicher als am
betroffenen Organ empfunden werden; zumindest wird das Hautsegment auf Druck
empfindlicher, und in der Muskulatur können schmerzhafte Verspannungen und Verhärtungen
auftreten. Ein typisches Beispiel ist der Schmerz bei Herzkrankheiten, der in den linken
Arm ausstrahlen kann. Die Segmenttherapie beruht auf der Vorstellung, daß man die
segmentale Anlage therapeutisch nutzen kann. Dazu werden die Hautsegmente durch Injektion
von Procain oder durch physikalische Maßnahmen gereizt. Die Wirkung setzt sich dann aus
dem Hautsegment auf dem Nervenweg zum zugehörigen inneren Organ fort. Die Hautsegmente
und ihre Beziehungen zu den inneren Organen wurden vor allem von dem Londoner Neurologen
Head beschrieben und nach ihm als Headsche Zonen bezeichnet.
Wirkungsweise und Heilanzeigen der Neuraltherapie
Neben dem klassischen, von Huneke entwickelten Impletol mit Procain und Koffein verwendet
man heute zur Neuraltherapie auch nur Procain oder verwandte Wirkstoffe, vor allem
Lidocain. Teilweise sind sie mit anderen Wirkstoffen kombiniert, außer Koffein vor allem
noch nervenwirksame Vitamine der B-Gruppe oder Atropin. Außerdem gibt es homöopathische
Mittel zur Neuraltherapie, die oft Procain in besser verträglicher homöopathischer
Zubereitung, homöopathisch potenziertes Atropin, Ameisensäure, Bienen- und Schlangengift
enthalten. Da Procain am längsten zur Neuraltherapie verwendet wird, befaßte man sich
bisher vor allem mit seiner Wirkungsweise. Man nimmt heute an, daß nicht allein die
örtlich schmerzstillende Wirkung von Bedeutung ist. Vielmehr scheint Procain auf die
bioelektrischen Vorgänge in der Nervenmembran einzuwirken, deren Störung für die
Fernwirkung von Herden auf innere Organe verantwortlich ist. Versuche ergaben jedenfalls,
daß Procain die bioelektrischen Nervenmembranpotentiale wieder stabilisiert und dadurch
Störungen in den Regelkreisen des vegetativen Nervensystems beseitigt. Danach wird die
Blockade der Heilungsregulation aufgehoben, die chronische Krankheit kann ausheilen.
Anders gesagt: Procain, das in ein gestörtes Segment oder einen Krankheitsherd injiziert
wird, durchbricht Fehlfunktionen innerhalb von Regelkreisen und wirkt deshalb auch in die
Ferne. Ähnlich wirkt wahrscheinlich das mit Procain verwandte Lidocain. Der Zusatz von
Koffein im von Huneke entwickelten Impletol soll die Wirkung verstärken und die
Verträglichkeit von Procain verbessern. Allerdings kann man allein dadurch die Wirkung
der Neuraltherapie noch nicht ausreichend erklären. Diskutiert werden noch verschiedene
andere Theorien, aus denen auch verständlicher wird, weshalb Neuraltherapeutika ohne
Procain und Lidocain ebenfalls helfen. Unter anderem könnten Beziehungen zur chinesischen
Akupunktur bestehen, die zur Harmonisierung der Energie im Körper führt. Es erübrigt
sich, auf diese Theorien weiter einzugehen, da sie noch zu wenig gesichert sind. In der
Praxis wirkt die Neuraltherapie jedenfalls, und zwar oft am besten, wenn Procain oder
Lidocain verwendet wird. Da der Ausgleich gestörter Regelkreise im ganzen Körper
möglich ist, kann Neuraltherapie vielfältig genutzt werden. Zu den in der Praxis
bevorzugten Heilanzeigen gehören: - Akute Schmerzen, Entzündungen und Koliken, bei denen
meist örtlich oder über die entsprechenden Hautsegmente behandelt wird; dazu gehören
zum Beispiel Ischias und andere Nervenschmerzen, schmerzhafte akute Verletzungen,
Entzündungen der Nasennebenhöhlen und Gallen oder Nierenkoliken. - Chronische, häufig
wiederkehrende oder auf keine Therapie mehr ansprechende Erkrankungen sowie jene
Krankheiten, bei denen man keine organische Schädigung feststellen kann;
Neuraltherapeuten gehen davon aus, daß bis zu 30% dieser Erkrankungen durch Herde
verursacht und nach deren Sanierung geheilt werden können (unter anderem rheumatische
Erkrankungen). Es empfiehlt sich in solchen Fällen praktisch immer, nach Herden zu suchen
und dann gegebenenfalls eine gezielte Störfeldtherapie durchzuführen. Ein erfahrener
Neuraltherapeut wird oft auch noch bei Krankheiten, die schon jahrelang bestehen,
erstaunlich rasch eine Wirkung erzielen. Es gibt aber auch Fälle, in denen die
organischen Schäden so weit fortgeschritten sind, daß keine Selbstheilungsregulation
mehr möglich ist; die störfeldbedingte Krankheit hat sich dann verselbstständigt. Auch
nach längerer Behandlung mit chemischen Antirheumatika oder Kortikosteroiden sowie nach
Röntgenbestrahlungen kann die Neuraltherapie versagen. Nicht angezeigt oder unwirksam ist
Neuraltherapie bei Erbkrankheiten, seelisch-geistigen Störungen, schweren
Infektionskrankheiten, Mangelzuständen und narbigen Endzuständen mancher Krankheiten
(wie Nierensklerose, Leberzirrhose). Bei Krebs kann Neuraltherapie nicht heilen, eignet
sich aber oft gut zur Schmerzlinderung. Absolute Gegenanzeigen sind bekannte Allergien
gegen einen Wirkstoff des Neuraltherapeutikums (oft Procain), gleichzeitige Behandlung mit
blutgerinnungshemmenden Medikamenten, Blutkrankheiten und Injektionen in die Schilddrüse
in den ersten 6 Monaten nach einer Radiojodtherapie.
Durchführung, Reaktionen und Nebenwirkungen der Neuraltherapie
Am Anfang der Behandlung steht die Krankheitsgeschichte, aus der man oft Hinweise auf
mögliche Herde gewinnt. Anschließend folgt die gründliche körperliche Untersuchung;
neben den üblichen Methoden werden dabei vor allem Verän derungen an der Haut und
Muskelverspannungen beobachtet. In der Regel beginnt die Neuraltherapie dann mit der
örtlichen Injektion in Schmerzgebiete oder Hautsegmente. Wenn dadurch eine
fortschreitende Besserung erreicht wird, sind keine anderen Maßnahmen erforderlich. Hilft
die Lokal- und Segmenttherapie nicht, werden oft Provokationstests durchgeführt. Dazu
injiziert man verschiedene Wirkstoffe, um eine Reaktion verborgener Störfelder und
kranker Organe zu provozieren. Sie machen sich durch Mißempfindungen an den betroffenen
Körperregionen bemerkbar. Teils führt die Provokation allein zur Heilung, teils muß
gezielt am Ort der Mißempfindungen behandelt werden. Erst wenn das alles nicht zum Erfolg
führt, beginnt die Suche nach Herden, die immer vom Kopf ausgeht. Dazu stehen dem
Therapeuten verschiedene Methoden zur Verfügung, die hier nicht beschrieben werden
müssen. Die eindrucksvollste Reaktion auf die Neuraltherapie ist das Huneke
Sekundenphänomen, das aber nicht immer (heute eher seltener) eintritt. Dabei verschwinden
alle herdbedingten Fernstörungen in der Sekunde, in der das Neuraltherapeutikum injiziert
wird. Die völlige Beschwerdefreiheit hält bei Zahnherden mindestens 8, bei anderen
Herden mindestens 20 Stunden an. Wenn die Symptome danach zurückkehren, muß durch
erneute Injektion wieder das Sekundenphänomen eintreten und die Wirkung jetzt länger
anhalten. Nach dem Abklingen der sofortigen Besserung kann es vorübergehend zur
Verschlimmerung kommen. Vom Sofortphänomen spricht man, wenn nach der Injektion
schlagartig Besserung erfolgt, aber die anderen Kriterien des typischen Sekundenphänomens
nicht bestehen. Das deutet oft an, daß man nur in die Nähe eines Herds, aber nicht in
ihn selbst gelangte. Tritt eine Reaktion, die dem Sekundenphänomen entspricht, erst nach
Stunden ein, spricht man vom verspäteten Phänomen. Es kommt vor allem bei der Behandlung
am Brustkorb vor. Reaktionsphänomene treten bei örtlicher Therapie mit Verschlimmerung
der Krankheit auf. Das deutet auf einen noch unerkannten Herd hin. Bei retrograden
Phänomenen bewirkt die örtliche Behandlung Schmerzen im ursächlichen Herd, der dadurch
erkannt und zusätzlich behandelt werden kann. Außerdem kommt es als Reaktion auf die
Neuraltherapie zum Teil noch zur plötzlichen Rötung mit Hitzegefühl im Hals und Kopf
als Hinweis auf ein Störfeld. Auch zwanghaftes Weinen weist auf ein Störfeld hin, oft
verbunden mit dem Frühstadium einer Depression. Euphorische Reaktionen kommen manchmal
nach Ausschaltung eines Störfelds vor; nach jeder Wiederholung der Injektion werden sie
in der Regel geringer. Alle diese Phänomene geben dem Therapeuten Auskunft über die
therapeutische Wirkung und zeigen auf, wie die Behandlung fortgesetzt wer den soll. Der
Patient muß unbedingt ausführlich über die Reaktionen berichten. Als unerwünschte
Nebenwirkungen beobachtet man gelegentlich bei höherer Dosierung vor allem Schwindel und
Taubheitsgefühl auf der Zunge , gewöhnlich erfordert das keinen Abbruch der
Neuraltherapie. Procain kann bei individueller Überempfindlichkeit zu allergischen
Reaktionen führen, die einen Abbruch der Therapie mit Procain erfordern; als Alternative
wird die Behandlung dann mit Neuraltherapeutika ohne Procain fortgesetzt. Je nachdem, wo
die Injektionen erfolgen, können noch verschiedene andere Nebenwirkungen entstehen, zum
Beispiel vorübergehend Querschnittlährnung oder Blutungen innerer Organe. In solchen
Fällen wurde die Therapie nicht sachgemäß durchgeführt. Der erfahrene Therapeut kann
solche Risiken meist vermeiden. Insgesamt ist die Neuraltherapie trotz der Verwendung
chemischer Wirkstoffe ein gut verträgliches Heilverfahren, wenn sie korrekt durchgeführt
wird. Sie kann vor allem eine langwierige Behandlung mit anderen Heilmitteln überflüssig
machen, die keine Störfelder erfassen, sondern nur Symptome lindern. Eine Kombination der
Neuraltherapie mit anderen Naturheilverfahren ist möglich und zur besseren Wirkung im
Einzelfall sinnvoll. Zur Selbsthilfe kommt Neuraltherapie nie in Frage. Abgesehen davon,
daß man viele Segmente und Störfelder nicht selbst erreicht, verfügt nur der
ausgebildete Therapeut über die notwendigen Fachkenntnisse.
Quellennachweis: Dieser Artikel ist von Gerhard Leibold und ist mit freundlicher
Genehmigung nachgedruckt aus der lesenswerten Zeitschrift Reform rundschau-
Monatszeitschrift für gesundes Leben März 1995×61352 Bad Homburg×Baslerstr. 2
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