Praxis Dr. med. Dr. paed. Dietger Heitele
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Qualitätszirkel Bochum 20.05.1999 Diskussionsvorlage zum Thema: Innenohr/Mittelohrerkrankungen und Begleitdepressionen (Tinnitus, Hörsturz, Schwindel) Tinnitus und Hörsturz sind Ohrerkrankungen, die nicht immer leicht zu trennen sind, da sie gemeinsam oder hintereinander auftreten. Während Otosklerose als chronische Erkrankung im weitesten Sinne psychosomatisch deutbar ist als somatischer Ausdruck des Organismus beim älteren Menschen sich vor akustischer Reizüberflutung zu schützen, der Hörsturz als akute Erkrankung eine Decompensation angesichts der Reizüberflutung darstellt, fehlt eine solche Deutungsmöglichkeit beim Tinnitus, der psychosomatische gesehen eine sinnlose und nur quälende Symptomatik beinhaltet. Tinnitus wird leider oft als Krankheit verniedlicht, weil er vital ja nicht gefährlich ist und doch ist es eine Krankheit, die für den Betroffenen quälend ist und ihn über den Suizid in den Tod treiben kann. Insofern ist es berechtigt, beim Tinnitus sich nicht mit der Verschreibung von Gingkopräparaten zu begnügen sondern das ganze Arsenal therapeutischer Möglichkeiten einzusetzen. Da Tinnitus und Hörsturz oft zusammentreffen, sollen sie auch zusammen abgehandelt werden, und nur aus didaktischen Gründen wo es sich anbietet, getrennt werden.Definition und Inzidenz: Beim Hörsturz ist von 20-25 Neuerkrankungen auf 100 Tsd. auszugehen. Tinnitus lag zumindest zeitweilig bei ca. 10 - 18 % der Bevölkerung der Industriestaaten vor. Davon entwickeln 0.5 % eine eigenständige Tinnituserkrankung. Quelle: Fortschritte d. Medizin 116, 1998, N.10:48-49. Nach anderen Autoren ist die Inzidenz für temporäeren Tinnitus bis zu einem Drittel, für ständigen Tinnitus 1 % (Rolf Degen). Dauert dieser länger als 3 Monate, spricht man von chronischer Tinnitus. Da es sich oft um noch junge, beruflich aktive Menschen handelt, ist die Krankheit sehr ernst zu nehmen. Es verwundert nicht, daß bzgl. des Tinnitus Mediziner und Paramediziner eine Marktnische suchen und hyperbare Sauerstoffzentren, sogenannte Tinnitus Therapiezentren und Tinnituskliniken wie Pilze aus dem Boden schießen. Begleitsymptomatik: Konzentrationsstörungen, Schlafstörungen, Angstzustände, depressive Verstimmungen. Hier ist allerdings noch nicht klar herausgeschält, was Ursache und was Wirkung ist. Diskutierte Ursachen: Durchblutungsstörungen, Viren (Zoster oticus) Lärm u. Streß, Innenohrstörungen, orthopädische Erkrankungen der HWS und der Kopfgelenke, Tumoren, Zahnerkrankungen (in der Literatur bis zu 80%), Schwermetallintoxikationen (Amalgam), Kieferorthopädische Ursachen, Spasmen der Mittelohrmuskulatur, Mittelohrentzündungen, Karotisstenosen, Angiome Diagnostik (z. T. forensisch wichtig):HNO ärztliche Untersuchung, Audiometrie, Tympanogramm, internistische Diagnostik, Gefäßuntersuchungen, ggf. MNR, Zahnarzt, Orthopäde Therapiebausteine (ungeordnet aus der Literatur): Ruhigstellung ggf. Hospitalisierungabsolute Alkoholkarenz, Hämodilution, Eigenblutverfahren, Rheologieverbessernde Infusionen, Gingko, Crataegus, Retraining, Neuraltherapie, Homöopathie, Akupunktur, Manualtherapie, Hyperbare Sauerstoffbehandlung, Sauerstoffmehrschrittherapie, Ozon, HOT, Stabilisierung von Herz Kreislauf (Kein Tinnitus ohne cardiovasculäre Vorerkrankung), Psychologisches Training, Musiktherapie, sogenannte Mototherapie, Psychotherapie Akuttherapie (nach Literatur):Gesicherte schulmedizinische Prinzipien 1. Ruhigstellung ggf. Herausnahme aus der familiären und beruflichen Sphäre (meist stationär) 2. Infusionsbehandlung mit Dextran, HAES , Procain, Pentoxifyllin, Gingkopräparate oral. Hier alternativ z.B. Infusion mit 2 Amp. Gingko D3 in Kochsalz, 3. Behandlung der Begleitdepression mit Antidepressiva z.B. Johanniskraut ( 4. TLA z.B. Stellatumblockade 5. Bei Therapieresistenz nach 5-10 Tagen Kortisonstoß (3 x 500 mg Prednisolon) Bemerkung: Erfolgsrate dieses Vorgehens nach Arnold, München 70-90% im Vergleich zur Spontanremission von 40-60%) anderes Schema nach Stennert weiter unten 6. Ggf. Glutamat (Quelle: MMW) 7. Bei bekannter Causa Behandlung der Grundkrankheit (Antibiose bei Otitis, Medikamentenabstinenz bei toxischer Ursache z.B. durch Zytostase, ASS, Cortikoide bei MS) 8. Operative Eingriffe (Paracentese, Mastoidektomie) 9. Einschaltung der Nachbardisziplinen z.B. Orthopädie (Kopfgelenke + C3/C4, Gnathologie (Gebißfehlstellungen mit konsecutiver Muskelverspannung) 10. Autogenes Training + Muskelrelaxation nach Jacobson 11. Retraining - Therapie (Umprogrammierung mit Tinnitusmasker)
Therapieschema nach Stemmert
Komplementäre Methoden: 12. Ernährungsumstellung auf Vollwert unter dem Gesichtspunkt die rheologischen Eigenschaften des Blutes zu verbessern 2. Aus demselben Grund, da Tinnitus ein rheologisches Problem sei, empfiehlt Worlitschek eine Übersäuerungstherapie durch Basengabe z.B. Basosyx, ggf. Aderläße 3. Diverse Sauerstoffbehandlungen (HOT, Ozon, SMT, hyperbare Sauerstoffbehandlung angeblich 25-30% Besserung der therapieresistenten Fälle). Nach div. Autoren ist die HBO nicht ungefährlich. Angeblich Komplikationsmöglichkeiten in verschiedenen Organbereichen (ZNS, Auge, Lunge), Tinnitusverschlechterung, Hörsturzprogredienz, beidseitige Ertaubung 4. Akupunktur + Softlaser Das Ohr als Sinnesorgan entspricht dem Nieren/Blasenmeridian. In der Literatur werden vorwiegend die Punkte Ni2,Ni3, Bl 23 -Gb 25, 3E23, Dü 19, Gb2 angegeben, häufig auch KS 6, MP 6, 3 E 17) 5. ggf. läßt sich die Wirkung verstärken durch Injectoakupunktur in die entsprechenden Punkte mit Gingko D3 Syxyl und/oder Procain/Lidocain 6. Neuraltherapie: Felsenbein, Stellatum, Dornenkranz nach Hopfer, Ohrpunkte ggf. Störfeldbehandlungen Friese empfiehlt 1ml Procain pro Ohr (5mm vor dem aufsteigenden Helixast, 1 cm oberhalb des höchsten Helixpunktes, Rest auf den Warzenfortsatz). Dies läßt sich kombinieren mit Gingko D3 Ampullen Syxyl. 7. Zahnstörfelder sanieren (WSR, Kieferrestotitis, apikale Granulome, Weisheitszähne, Extractionsreste im Kiefer ?) 8. Amalgamsanierung . Hier ist unterstützend zu denken an Selensubstitution z.B. Selen-Forte Syxyl, an Lymphbehandlung z.B. mit Lymphadenomtropfen, ggf. auch an Algen, enthalten z.B. in Basosyx 9. Homöopathie Hier gibt es wenige Standardindikationen. Nach Friese kommt in Frage: bei klopfendem pulssynchronem Tinnitus Petroleum D6 Bei Verschlechterung des Tinnitus durch Lärm Asarum D6 Bei objectivierbarem Tic der Mittelohrmuskulatur Tarantula D12 Bei Tinnitus als Traumafolge Arnica in aufsteigenden Potenzen Bei Meniereartigem Tinnitus Cocculus D6 in aufsteigenden Potenzen 10. Herz Kreislaufbeeinflußung (Crataegus) z.B. Aurosyx 11. Schröpfbehandlungen (Trockenschröpfen Nacken und Schulter, Blutegel, blutiges Schröpfen, Baunscheidtieren) 12. Behandlung der Begleitsymptomatik Depression: Syxal 2x1 und /oder Hypericum Syxyl Schlafstörungen: Ambrasyxyl Roborierende Maßnahmen z.B. mit Vitaject Gnathologischer Ansatz: 1. Muskuläre Fehlfunktion (ca. 80%)- Über verstärkte Aktivität kommt es zur Verkrampfung der Kaumuskulatur und kettenartig auch der drei Mittelohrmuskeln (M. stapedius, m. Tensor veli patatinum, m. tensor tympani). DD: evt. Verstärkung des Tinnitus durch Zusammenpressen der Zähne. Es besteht weiterhin ein kausaler Zusammenhang zu den Kopfgelenken , der Wangen und Schläfenmuskulatur, Nacken und Schultermuskulatur, von daher zur oberen HWS aber auch dem ISG 2. Fehlfunktion der Kiefergelenke 3. Fehlfunktion der Prothesen 4. Bruxismusähnliche Tatbestände HNO Schwindel M. Meniere : Einsatz von Ginkgo Syxyl, evt. Aurosyx zusätzlich Cocculus D6 Benigner paroxysmaler Lagerungsschwindel meist Conium D6 erfolgreich Labyrinthausfall: über längere Zeit Cocculus D6 Sinugener Schwindel: oft Silicea D6 Cervicogener Schwindel NT, Schröpfen, Manualtherapie, Injectoakupunktur mit Gingko D3 Amp. Syxyl vor allem an den Punkten Blase 10 und Galle 20 kann immer versucht werden. Begleitdepression der otogenen Erkrankungam ehesten Hypericumpräparate z.B. Syxal, Hypericum Syxyl, ggf. Kreislaufbehandlung mit Aurosyx, ggf. Übersäuerungstherapie mit Basosyx Mittelohrerkrankungen Otitis media Akutbehandlung nach Friese: Aconitum D30 5 glob. mit zweimaliger Wiederholung nach jeweils 2 h. Bei Kindern und Frauen Pulsatilla D2 glob. alle 2 h anschließen, evt. zusätzlich Capsicum D6 (bis zu 5x tgl.). Ein Kombinationspräparat von Pulsatilla und Capsicum ist z.B. Otosyx. Evt. Mischspritze (Echinacea D4, Lachesis D12, Pyrogenium D30) und/oder Eigenblut Chronische Otitis media und Tubenkatarrh Hier kommen in Frage, wenn das Paukenröhrchen umgangen werden soll, Apis D6, Kalium muriaticum D4, Mater perlarum D4-D12)
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