Statt Toilettenpapier

Der Hintern mag lieber klares Wasser

Medical Tribune Kongreßbericht

 

MÜNCHEN - Klares Wasser verträgt der gereizte After offenbar viel besser als trockenes Toilettenpapier. Wie eine Studie an Patienten mit Ekzemen, Rhagaden oder Erosionen im Analbereich zeigte, bessern sich Brennen und Jucken bei 60% der Betroffenen, wenn der Hintern nach dem Stuhlgang geduscht oder gebadet statt trocken gerubbelt wird.

 

Die Reinigung im Bidet wird hierzulande eher selten praktiziert. Von 485 Patienten einer proktologischen Ambulanz wandten nur 5% diese Form der Analhygiene an, berichtete Privatdozent Dr. Wilhelm Bröll, Darmzentrum Vlotho, auf den 23. Koloproktologie-Tagen. Ein knappes Viertel benutzte klares Wasser, jeder 10. feuchtes Toilettenpapier und gut die Hälfte favorisierte trockenes Toilettenpapier.

 

120 Hintern im Reinigungs-Test

Von den über 300 Patienten, die über Jucken und Brennen klagten, unterzogen sich 120 einem 10tägigen Versuch, bei dem sie ihre Reinigungsgewohnheiten änderten. Das Umsteigen von klarem Wasser zu feuchtem Toilettenpapier brachte nur bei 9% der Patienten dieser Untergruppe eine Linderung der Beschwerden. Wurde trockenes durch feuchtes Toilettenpapier ersetzt, profitierten schon 30% und ein etwa gleich hoher Prozentsatz durch den Wechsel von feuchtem Papier zu Wasser. Den Vogel schossen jedoch die Patienten ab, die trockenes Toilettenpapier zugunsten von klarem Wasser aufgaben. Von ihnen fühlten sich nachher 60% besser. Die erkrankte Analhaut lässt sich also mit Wasser als Dusche oder in der Sitzschüssel am schonendsten reinigen, resümierte Dr. Bröll. Toilettenpapier - egal ob feucht oder trocken - reizt die Haut zum einen mechanisch. Zum anderen können die Inhaltsstoffe beider Papiersorten sowohl toxisch als auch allergisch wirken. Recycelte Papiere enthalten z.B. Zink, Chrom oder Nickel und feuchtes Toilettenpapier weist Konservierungsstoffe wie Euxyl K 400 und Polyethylenglykol auf. Koautor: R. Schmauz

 

MTD, Ausgabe 44 / 1997 S.3, VS

 

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